|
DHH841 > AGZ 03.06.07 20:36l 248 Lines 11685 Bytes #999 (360) @ DEU
BID : 36HDBO84100S
Read: GUEST
Subj: HamRadio 2day 265-2007
Path: FU0BOX<BBS201<SE1BOX<DBO841
Sent: 070603/1934z @:DBO841.#NDB.BAY.DEU.EU [LA JN68EP] OBcm1.06b59 LT:360
From: DHH841 @ DBO841.#NDB.BAY.DEU.EU (Hans)
To: AGZ @ DEU
X-Info: Sent with login password
DL: HamRadio 2day 265-2007
(c) AGZ e.V. 2001-2007
3. Juni 2007
Liebe XYLs, YLs, SWLs und OMs, Sie hoeren HamRadio 2day. Heute
mit der 265. Folge.
Redakteur, Autor und Sprecher:
Ralph, DC5JQ (rps)
INTERVIEW MIT REINER LIEBLER
(red) Heute haben wir etwas besonderes fuer Sie: Wir moechten
Ihnen den neuen Leiter des Referats VI A 5 im Bundesministerium
fuer Wirtschaft und Technologie vorstellen. Seit dem 1. Maerz
dieses Jahres ist Reiner Liebler dort auch fuer den Amateurfunk
zustaendig. Herr Liebler gab der Redaktion diese Woche das
folgende Interview:
Herr Liebler, Sie waren bisher bei der Bundesnetzagentur
taetig. Koennen Sie unseren Hoerern und Lesern kurz etwas ueber
Ihren beruflichen Hintergrund und bisherigen Taetigkeitsbereich
sagen?
Reiner Liebler:
"Nach meinem Studium der Nachrichtentechnik an der
Technischen Hochschule Darmstadt habe ich meine berufliche
Taetigkeit vor 20 Jahren im damaligen Fernmeldetechnischen
Zentralamt der Deutschen Bundespost als Referent fuer
nationale und internationale Funkfrequenzangelegenheiten
begonnen. Im Rahmen dieses funkdienstuebergreifenden
Taetigkeitsfeldes hatte ich schon damals auch mit dem
Amateurfunk Befassung und konnte einige Aspekte seiner
vielfaeltigen Anwendungs- und Experimentiermoeglicheiten
etwas naeher kennenlernen. Funk- und Frequenzfragen bin
ich in meiner gesamten beruflichen Taetigkeit treu
geblieben. Bei der Regulierungsbehoerde standen fuer mich
Fragen der internationalen Frequenzharmonisierung im
Fokus. Ich habe internationale Arbeitsgruppen in der CEPT
geleitet und auch an einigen Weltfunkkonferenzen der ITU
fuer die Bundesrepublik Deutschland mitgewirkt - auch da
gab es immer wieder interessante Begegnungen mit der Welt
der Funkamateure. In den letzten Jahren war ich in der
Bundesnetzagentur fuer die Themenfelder EMV und
Funkvertraeglichkeit verantwortlich."
Sie haben nun seit dem ersten Maerz den Aufgabenbereich
Amateurfunk im Bundesministerium fuer Wirtschaft und
Technologie uebernommen und sind jetzt als Referatsleiter auch
zustaendig fuer das Amateurfunkgesetz und die
Amateurfunkverordnung. Wo sehen Sie fuer die naehere Zukunft
hier Ihre Aufgabenschwerpunkte?
Reiner Liebler:
"Gestatten Sie mir bitte, dass ich Ihre Fragestellung
zunaechst ein wenig korrigiere, weil sonst der Eindruck
entsteht, als haette ich ausschliesslich den
Aufgabenbereich Amateurfunk uebernommen. Nein - das
Referat traegt die Bezeichnung 'Frequenzpolitik', und
daraus ist abzuleiten, dass sich mein Aufgabengebiet
hinsichtlich der Zuweisung und Nutzung von Frequenzen als
politische Grundsatzaufgabe auf saemtliche Funkdienste
bezieht. Frequenzmaessig betrachtet, stellt sich der
Amateurfunkdienst also auch nur als ein kleines Raedchen
im grossen Getriebe dar. Allerdings ist Ihre Fragestellung
insofern richtig, als dass das Referat 'Frequenzpolitik'
den Aufgabenbereich Amateurfunk gemaess dem Gesetz ueber
den Amateurfunk und der zugehoerigen Verordnung
uebernommen hat und verwaltet, hier also nicht nur
Frequenzfragen zu behandeln sind.
Wie Ihnen ja bekannt ist, wurden in der juengsten
Vergangenheit gerade die fuer die deutschen Funkamateure
wichtigen gesetzlichen Bestimmungen unter
Beruecksichtigung der unterschiedlichen Interessen
ueberarbeitet. Es handelt sich dabei um die auf der
Grundlage des Gesetzes aus dem Jahre 1997 novellierte
Amateurfunkverordnung vom 15. Februar 2005 und die am 1.
September 2006 in Kraft getretene Erste
Aenderungsverordnung. Und ich habe mit Zufriedenheit zur
Kenntnis genommen, dass in unserem Hause seitdem keine
wesentlichen Beanstandungen bekannt geworden sind - haben
Sie bitte Verstaendnis dafuer, dass ich das Thema
EMVG/EMVU hier einmal aussen vor lasse.
Ihnen ist sicherlich auch bekannt, dass solcherart
Veraenderungen ihre Ursachen sowohl in veraenderten
nationalen Gegebenheiten als auch in internationalen
Anpassungserfordernissen haben koennen. Dies ist, wie oben
ausgefuehrt, gerade geschehen. Insofern sehe ich
gegenwaertig keinen dringenden aktuellen Handlungsbedarf.
Ich sehe aber selbstverstaendlich auch, dass die
Entwicklung weiter voranschreitet und man sich den neuen
Herausforderungen stellen muss.
Im Zusammenhang mit den neuesten Bestimmungen sind noch
nicht alle Aspekte umgesetzt. Deshalb werde ich in
naechster Zeit darauf hinwirken, dass beispielsweise die
neuen Pruefungsanforderungen rasch umgesetzt werden. Und
wie immer wird das Streben nach weiterer europaeischer
Harmonisierung bestimmter Regelungen im Fokus der
Amateurfunkaufgaben stehen."
Ihr Referat ist unter anderem fuer den
Frequenzbereichszuweisungsplan und die Vertretung Deutschlands
gegenueber der ITU, etwa auf der kommenden WRC im Herbst dieses
Jahres, zustaendig. Auch der Amateurfunk hat "Frequenzhunger".
Wie sehen Sie unsere Chancen, Frequenzen bei 500 kHz und bei 5
MHz zu bekommen?
Reiner Liebler:
"Zunaechst moechte ich darauf hinweisen, dass es weitere
Referate unseres Hauses, unserer Abteilung gibt, die die
Bundesrepublik Deutschland in der ITU vertreten. Fuer den
Bereich der Frequenzen jedoch ist dies mein Referat.
Fuer Ihren 'Frequenzhunger' habe ich vollstes
Verstaendnis; ich stehe ihm grundsaetzlich vorbehaltlos
gegenueber. Ihnen ist jedoch auch bekannt, dass Sie in der
Welt der 'Frequenzhungrigen' nicht allein dastehen und
dass deshalb die berechtigten Interessen sehr Vieler zu
beruecksichtigen sind. Und selbst wenn dies national
gelungen ist, bleibt noch die Abstimmung innerhalb der
CEPT wegen der notwendigen europaeischen Harmonisierung
und gegebenenfalls auch noch die Einbringung in die
weltweit zustaendigen Gremien. Es ist also ein langer Weg,
der vorher wohldurchdacht sein will.
Und dennoch ist es mit den letzten Aenderungen, die im
Bereich des Amateurfunkdienstes national vollzogen wurden,
fuer die deutschen Funkamateure moeglich geworden,
beispielsweise jetzt auch einen erweiterten
Frequenzbereich bei 7 MHz zu nutzen, und die
zahlenmaessige Beschraenkung der Nutzung des 50-MHz-
Amateurfunkbereiches sowie die bis dahin erforderlichen
Sonderzuteilungen konnten aufgehoben werden.
Es wird weiter gehen. Beispielsweise koennte ich mir sehr
gut vorstellen, dass dem Amateurfunkdienst laengerfristig
ein Teilfrequenzbereich bei Mittelwelle zugewiesen wird,
vorausgesetzt, es gibt keine Anwender, fuer die eine
entsprechende Zuweisung desselben Frequenzbereichs
dringlicher waere. Die Mittelwelle kann ich mir deshalb
recht gut vorstellen, weil es sich unter dem Aspekt des
besonderen Experimentiercharakters des Amateurfunkdienstes
hier um einen Wellenlaengenbereich handelt, in dem der
Amateurfunkdienst noch nicht praesent ist.
Anders sieht es bei Zuweisungen im 5-MHz-Bereich aus. Fuer
die Erweiterungswuensche, die wohl unter anderem daraus
resultieren, dass beispielsweise in den USA gewisse
Moeglichkeiten bestehen und dass auch die internationalen
Gremien der Funkamateure (IARU) entsprechende Forderungen
stellen, habe ich Verstaendnis. Ihnen duerfte aber auch
bekannt sein, da Sie ja selbst an den
Vorbereitungstagungen der Weltfunkkonferenzen teilnehmen,
dass die Nationale Vorbereitungsgruppe keine Moeglichkeit
sieht, die Forderungen zu unterstuetzen. Insofern kann ich
Ihnen fuer diesen Frequenzbereich keine Hoffnungen
machen."
Zum Schluss eine persoenliche Frage: Was halten Sie selbst vom
Amateurfunkdienst und wie schaetzen Sie seine Zukunft ein? Was
muesste sich aendern?
Reiner Liebler:
"Ich koennte mir vorstellen, dass sich hinter Ihrer Frage
die Befuerchtung verbirgt, dass der Amateurfunkdienst
angesichts der neuen, innovativen
Uebertragungstechnologien, der neuen Medien und
Telekommunikationsmoeglichkeiten in der Zukunft an
Bedeutung verliert. Diese Befuerchtung teile ich
grundsaetzlich nicht, wenn die Funkamateure sich den neuen
Herausforderungen des technischen Fortschritts stellen.
Der Amateurfunkdienst hat seine Verdienste vor allem
waehrend der Entwicklung des Funkwesens und dessen
Erschliessung fuer die zivile, kommerzielle Nutzung
erworben. Solche Herausforderungen anzunehmen und zu
bewaeltigen, ist auch im heutigen, 'digitalen' Zeitalter
moeglich. Eine Voraussetzung dafuer ist jedoch die
Einigkeit unter den Funkamateuren selber. Wie die
Erfahrungen gezeigt haben, ist es beispielsweise sehr
hilfreich, gegenueber der zustaendigen Verwaltung mit
moeglichst nur einer Stimme zu sprechen.
Wie wir alle wissen, lebt die Demokratie vom konstruktiven
Streit. Wenn wir uns gemeinsam dieser Herausforderung
stellen, wird es auch in der Zukunft gelingen, den schon
im Gesetz ueber den Amateurfunk beschriebenen Charakter
des Amateurfunkdienstes als Experimentierfunkdienst zu
unterstuetzen, die dafuer erforderlichen Rahmenbedingungen
entsprechend zu gestalten und den Amateurfunkdienst trotz
der vielen neuen und innovativen Uebertragungstechnologien
und Telekommunikationsmoeglichkeiten, die es inzwischen in
anderen Bereichen gibt, attraktiv zu halten und seine
Attraktivitaet noch zu steigern."
Soweit das Interview mit Reiner Liebler, neuer Referatsleiter
im Bundesministerium fuer Wirtschaft und Technologie und unter
anderem zustaendig fuer den Amateurfunk. Herzlichen Dank fuer
diese offenen Antworten.
Vy 73,
Ralph, DC5JQ
Das war die heutige Folge von HamRadio 2day, die Sie in Packet-
Radio unter der Rubrik
AGZ
sowie auf unserer Internet-Website
www.agz-ev.de
nachlesen und auch in Digital Audio im MP3-Format hoeren
koennen. Wenn Sie moechten, koennen Sie auch Mitglied der AGZ
werden und unsere Arbeit so unterstuetzen. Den Aufnahmeantrag
finden Sie im Internet:
http://www.agz-ev.de/agzev/satzung/aufnahmeantrag.pdf
Machen Sie's gut. Bis zur naechsten Ausgabe.
--
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Zukunft Amateurfunkdienst e.V.
* Mit freundlicher Genehmigung der AGZ ins CB-Packet-Radio uebernommen! *
73 de Hans!
- DHH841 - Hans - Weng JN68EP - www.dbo841.de.vu - eMail: dhh841@freenet.de -
* IG Funkfreunde Landshut, www.funkfreundelandshut.de *
Lese vorherige Mail | Lese naechste Mail
| |